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Magensäurehemmer (Protonenpumpenblocker)

Protonenpumpen sind Proteine der Magenschleimhaut, die Salzsäure in den Magen befördern. Protonenpumpenhemmer («PPI») blockieren diese Proteine und verringern so die Magensäure. Die Säure dient der Verdauung der Nahrung und als Schutz gegen Infektionen. Die Magensäure sollte möglichst nicht dauerhaft gesenkt und PPI sollten nur so lange wie nötig angewendet werden. In vielen Fällen genügt die bedarfsweise Anwendung von Säure-neutralisierenden Mitteln (Alucol®, Gaviscon®, Rennie®, Riopan®). PPI werden in der Regel kurzfristig, 4 bis maximal 8 Wochen lang, bei Refluxkrankheiten (saures Aufstossen, Magenbrennen) und bei Magen- und Darmgeschwüren eingesetzt.
In der Schweiz erhältliche Magensäurehemmer
SpezialitätWirkstoff und StärkenFormenZulassung für Kinder unter 12 Jahren
Agopton®Lansoprazol (15 mg, 30 mg)KapselnNein
Antramups®Omeprazol (10 mg, 20 mg, 40 mg)Intravenös-Präparate, Kapseln, TablettenJa, ab Geburt
Dexilant®Dexlansoprazol (30 mg, 60 mg)KapselnNein
Nexium®Esomeprazol 
(10 mg, 20 mg, 40 mg)Granulate, Intravenös- Präparate, Kapseln, TablettenJa, ab 12 Monaten
Pantozol®Pantoprazol (20 mg, 40 mg)Granulate, Intravenös- Präparate, TablettenNein
Pariet®Rabeprazol (10 mg, 20 mg)TablettenNein
Tabelle 1. Lansoprazol, Pantoprazol und Rabeprazol sollten morgens, ca 1 Std vor dem Frühstück, die anderen Substanzen können unabhängig von Mahlzeiten eingenommen werden. Mit Ausnahme von Omeprazol/Esomeprazol sind die Medikamente magensäureempfindlich und sollten nicht geteilt werden. Omeprazol (20 mg, 7 Kps) und Pantoprazol (20 mg, 7 und 14 Tabl) sind für Erwachsene rezeptfrei erhältlich.
Die langfristige Einnahme von PPI ist nötig bei schweren Reflux- und Speiseröhrenerkrankungen, bei einer Tumor-bedingten Überproduktion von Magensäure und bei hohem Risiko für Blutungen. Ein solches besteht z.B. unter der Kombination von Schmerzmitteln und bestimmten Arzneimitteln. Eine Zusammenstellung heikler Kombinationen findet sich in den Tabellen 2a/2b.

Aspirin® (Acetylsalicylsäure), Brufen® (Ibuprofen), Felden® (Piroxicam), Froben®, Ponstan® (Mefenaminsäure), Proxen® (Naproxen), Seractil®, Tilcotil®, Voltaren® (Diclofenac)
Tabelle 2a. Entzündungshemmende Schmerzmittel, die eine Prophylaxe mit PPI nötig machen, wenn sie langfristig eingenommen werden und mit mindestens einem weiteren Risikofaktor aus Tabelle 2b kombiniert sind.
RisikofaktorMedikamente
AntidepressivaCipralex® (Escitalopram), Cymbalta® (Duloxetin), Deroxat® (Paroxetin), Efexor® (Venlafaxin), Floxyfral®, Fluctine® (Fluoxetin), Seropram® (Citalopram), Zoloft® (Sertralin)
Kortison-Präparate Betnesol® (Betamethason), Fortecortin® (Dexamethason), Kenacort® (Triamcinolon), Lodotra® (Prednison), Plenadren® (Hydrocortison), Spiricort® (Prednisolon)
Blutgerinnungsaktive Medikamente Blutverdünner: Eliquis®, Lixiana®, Marcoumar®, Pradaxa®, Sintrom®, Xarelto®. Heparine: Clexane®, Fragmin®, Fraxiforte®, u.a. Plättchenhemmer: Aspirin cardio (Acetylsalicylsäure), Plavix® (Clopidogrel), Efient® (Prasugrel)
Alter über 64 Jahre, schwere medizinische Begleiterkrankungen, Magenblutung in der Vergangenheit, unbehandelte Helicobacter-Infektion
Tabelle 2b. Medikamente und andere Risikofaktoren, die eine Prophylaxe mit PPI gegen Magenblutungen nötig machen, wenn sie mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln (Tabelle 2a) kombiniert werden. Auch unter der Kombination von zwei (oder mehr) blutgerinnungsaktiven Medikamenten ist eine Prophylaxe nötig.
In der Regel werden PPI sehr gut vertragen, wenn sie für kurze Zeit eingenommen werden. Ernsthafte Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten. Eine Übersicht zu prominenten Nebenwirkungen und möglichen Problemen bei der Langzeitanwendung sind in Tabelle 3 gelistet.

WirkstoffHäufige Nebenwirkungen
Dexlansoprazol / Esomeprazol / Omeprazol Magen-Darm-Beschwerden, gutartige Magenpolypen, Kopfschmerzen
Lansoprazol Magen-Darm-Beschwerden, gutartige Magenpolypen, trockener Mund/Hals, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel; Veränderung der Leberwerte, Juckreiz, Nesselfieber, Hautausschlag
Pantoprazol Gutartige Magenpolypen
Rabeprazol Magen-Darm-Beschwerden, gutartige Magenpolypen, Infekte, grippeähnliche Symptome, Halsschmerzen, Husten, Rachenentzündung, Schnupfen, Abgeschlagenheit, Schlaflosigkeit, Schmerzen, Rückenschmerzen
Probleme bei Langzeitanwendung
Säure-ReboundWerden die Medikamente über längere Zeit (> 8 Wochen) eingenommen, erhöht sich beim Absetzen das Risiko für ein verstärktes Wiederaufflammen der Symptome
Nicht bewiesene Risiken Demenz, Infektionen mit Darmkeimen, kardiovaskuläre Komplikationen, Magenkrebs, Nierenerkrankungen, Osteoporose, verminderte Aufnahme von Mikronährstoffen (Eisen, Magnesium, Vitamin B12)  
Tabelle 3. Nebenwirkungen von PPI. «Häufig» bedeutet, dass 1-9% der Patienten betroffen sind. Unter Magen-Darm-Beschwerden sind z.B. Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Unwohlsein, Verstopfung rapportiert. Die nicht bewiesenen Risiken werden kontrovers diskutiert. Zur Eindämmung eines Säure-Rebounds sind eine gut vorbereitete Reduktion der Dosis und zusätzliche Massnahmen wie z.B. die Einnahme von Antazida (Alucol®, Gaviscon®, Rennie®) und/oder bedarfsweise PPI nötig.

Literatur: Arzneiverordnung in der Praxis 2019;46:114-8, Basic Clin Pharmacol Toxicol 2018;123:114–121, Gastroenterology 2022;162:1334–42, Therapeutics Letter 2020: March/ April, www.compendium.ch